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Friedwaldidee aus Mammern in Korea («Thurgauer-Zeitung», 28.09.2005)

Friedwaldidee aus Mammern in Korea  

Ueli Sauter aus Mammern ist der Vater der Friedwaldidee. Zurück aus Korea berichtet er von der Einweihung des ersten Friedwaldes in Korea und vom Friedwaldsymposium in der Kongresshalle von Seoul.
Margrith Pfister-Kübler

Mammern – «Der Prophet im eigenen Land gilt nichts», meint Sauter und lächelt das Lächeln des Erfolgreichen, der einst beschimpft, belächelt und bekämpft wurde wegen seiner Friedwaldidee. Kritikpunkt Nummer 1 war das «Geschäft mit dem Tod». 1994 scheiterte das erste Projekt auf dem Seerücken. «Friedwald gestorben» titelten die Medien. Das Vorhaben war öffentlich ausgeschrieben. Ein Bauer hat dagegen Einspruch erhoben. Er sei gegen einen «Leichenwald». Ebenso haben die Jäger im «Namen der Wildtiere» Einspruch erhoben.

Vom ersten Atemzug an

Der Fall wurde weitergezogen. Das kantonale Regionalplanungsamt beschloss, dass das Vorhaben nicht zonenkonform sei und hat es abgelehnt. «1995 habe ich auf Anraten meines Hausarztes, der auch Politiker ist, auf einem eigenen Waldstück bei Mammern den ersten Friedwald eröffnet. Es wurden dazu 20 Bäume geplanzt. Zwei Jahre später, 1997, wurde ich von der Gemeindebehörde Mammern aufgefordert, ein Baugesuch für diesen Friedwald einzureichen. Ich weigerte mich. Erneut hat dann das kantonale Regionalplanungsamt den Friedwald abgelehnt.» Das Verfahren ging an den Regierungsrat. Ende Januar 1999 traf der Bescheid ein: Friedwald genehmigt. Dann begann die Verbreitung der Friedwaldidee in der Schweiz, in Deutschland und neu in Korea. «Ich habe vom ersten Atemzug an von den Toten gelebt. Mein Vater hat in Kreuzlingen Grabsteine verkauft. Um unser Haus herum standen Grabsteine. Als Kind war ich oft auf den Friedhöfen dabei, wenn die Steine gesetzt wurden. Der Umgang mit dem Tod ist mir also in die Wiege gelegt worden», beantwortet Sauter die Frage nach seinem Zugang zu dieser Branche.

Die Koreaner wurden übers Internet auf die Friedwaldidee aufmerksam. Sie informierten sich in Mammern über alle Hintergründe. (TZ berichtete). Anfang September wurde in Korea der erste Friedwald eröffnet. In der Kongress- halle von Seoul wurde ein Symposium Friedwald unter den Klängen der koreanischen Nationalhymne eröffnet. Unter den rund 350 Gästen aus Politik (darunter der koreanische Agrarminister und der Präsident der Regierungspartei), Universität und Wirtschaft war auch der Erfinder des Friedwaldes, Ueli Sauter. Zahlreiche Ansprachen und Vorträge wurden gehalten. Alles wurde im Fernsehen übertragen, und in einer 130 Seiten umfassenden Broschüre festgehalten, auf koreanisch und teilweise mit deutschen Übersetzungen. «Der Agrarminister will in den nächsten 100 Jahren rund 20 Prozent vom koreanischen Staatswald, das sind 300 000 Hektaren, für die Friedwaldidee zur Verfügung stellen», erklärte Sauter. Er hat in seinem Vortrag, die ganze harzige Entstehungsgeschichte des Friedwaldes und der Erfolg, auch in Deutschland, in deutscher Sprache vorgetragen. Der Vortrag wurde simultan übersetzt. Sauter wurde auch durch das Krematorium von Seoul mit 26 Öfen geführt.

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